
RFID – lange angekündigt, aber wo kann ich es privat nutzen ? Hier mal ein praktisches Beispiel. Die Vorgeschichte dauert etwas länger. Bereits auf der IFA 2008 (!) stellte die französische Firma Violet ein Produkt namens „mir:ror“ vor. Dieses Produkt ist nichts anderes als ein USB-Lesegerät für RFID-Chips. In Verbindung mit der passenden Software liessen sich diese Chips programmieren und lösten bedingte Aktionen am PC aus. Leider ist die Firma mittlerweile Pleite und man kommt an ein neues Originalprodukt inkl. der Software kaum noch heran. Die Software konnte natürlich auch nicht mehr den Releaseständen der Betriebssysteme folgen. Man(n) muss also etwas basteln. Wir benötigen:
- erweiterte Grundkenntnisse in französisch oder Google Translate
- einen iMac mit OS/X 10.8, 10.9 oder 10.10
- einen Violet mir:ror
- eine Ladung Violet ztamp:s, alternativ Violet Schlüsselanhänger oder Nano:ztags (alles RFID Chips)
- und die Reflexio-SW, die man hier kostenlos bekommt: http://lcprod.net/bonus/reflexio (en francais)
Die benötigten Violet-Produkte finden sich häufig bei eBay.fr oder anderweitig in Gebrauchtbörsen. Etwas Geduld ist nötig, da nicht jeden Tag was im Angebot ist. Wenn man alles zusammen hat, installiert man sich die passende Reflexio-SW, steckt das Lesegerät „mir:ror“ in den USB-Port und los geht’s. Die SW fordert einen auf, den ersten RFID-Chip auf das Lesegerät zu legen. Man kann den Chip mit einem Namen versehen und dann eine Aktion zuordnen. Standardmäßig gibt es folgende Aktionen:
- DVD auswerfen
- DVD schliessen
- iTunes aktuelles Stück spielen
- iTunes pausieren
- iMac runter fahren
- iMac Ruhezustand
- VLC Radio Station spielen
- VLC stoppen
Dies alles sind nur mitgelieferte Beispiele. Alle obigen Aktionen sind in AppleScript geschrieben und lassen sich beliebig editieren oder um eigene Funktionen erweitern. Die nötigen Scripts finden sich in /library/application support/reflexio. Funktioniert alles wunderbar. Meine Lieblingsanwendung: Einen Chip (ztamp:s) unter die Lieblingskaffeetasse kleben (ist offensichtlich spülmaschinenfest und hält schon > 100 Wäschen). Wenn ich mit der Kaffeetasse an den iMac komme und die Tasse auf das Lesegerät stelle (ist wie dafür gemacht) wird iTunes gestartet und mein Lieblingslied gespielt. Geht aber wahrscheinlich noch kreativer.
Kleiner Seiteneffekt, den ich zufällig gefunden habe: Ich hatte mir einen Chip in die Geldbörse geklebt und wollte etwas auslösen, wenn ich die Geldbörse gegen das Lesegerät halte. Dabei haben sich immer 2 Chips zur Programmierung gemeldet. Nach etwas experimentieren fand ich heraus, dass ein Chip in meiner Lufthansa-Kreditkarte steckt und auch diesem Chip kann ich Aktionen zuweisen. Lufthansa nutzt die Funktion an den diversen Automaten. Dort gibt es anstelle eines Kartenlesers eine Fläche, gegen die ich die Kreditkarte halten muss. Angeblich geht das auch mit dem Chip, der sich im maschinen-lebaren Reisepass befindet … konnte ich noch nicht testen.
Viel Spaß beim Basteln 👍
Ich hätte gern, dass mich meine Frau unaufgefordert küsst, wenn ich mit meinem RFID-Tag an ihr vorbeilaufe. Huch… Das macht sie sowieso. Hm, also keine gute Anwendung.
Wir haben bei uns im Büro folgende Anwendung mit RFID gelöst: Im Showroom ist eine Videowand installiert. Wenn ich meinen RFID-Chip an den hinter einer Wand verbauten Reader halte, startet eine Präsentation, die direkt auf mein persönliches Templaufwerk im Netzwerk zugreift. Der eigentliche Vorteil: Ich kann ohne Kennwort und sehr elegant auf vertrauliche Inhalte zugreifen. Finden die Besucher sehr cool.