
Home Automation ist ein Thema, das in zunehmend mehr Haushalten Einzug hält. Die Idee eines intelligenten „zu Hause“, das verschiedene Elektronikkomponenten zu einer Einheit verschmelzen lässt, ist sehr reizvoll. Leider scheint dieses Szenario in vielen Fällen nur eine theoretische Vision zu sein, die von der Realität weit entfernt ist.
In diesem Artikel beschäftigen wir uns mit den Komponenten der beliebten Philips HUE und Sonos Serien, die für sich genommen sehr ausgereift und praktisch wirken, aber leider nur schwer zu einer reibungslosen Zusammenarbeit zu bewegen sind.
HUE & Sonos – ausgereifte Licht und Musiktechnik
Wer bereits mit den Musikkomponenten von Sonos in Berührung gekommen ist, wird die Qualität der Hardware und den Komfort der Steuerungs-Apps sicherlich zu schätzen wissen. Sehr einfach lassen sich Musikkomponenten im gesamten Haus anschließen, vernetzen und steuern. Ebenso einfach gestaltet sich die stimmungsvolle Beleuchtung mit Philips HUE Lampen, die ihrerseits ein eigenes WLAN aufbauen und untereinander kommunizieren. Was Philips der Sonos-Welt voraus hat, sind günstige und leicht zu konfigurierende Fernbedienungen, die sich sogar dank einer speziellen Halterung als Wandschalter nutzen lassen.
Wäre es nicht genial, wenn sich die HUE Wandschalter auch für eine einfache Musiksteuerung nutzen ließen? Wenn alle Komponenten gemeinsam agieren und somit stimmungsvolle Kompositionen aus Musik und Licht erzeugen würden? Doch wie soll man die scheinbar explizit getrennten Hue- und Sonoswelten miteinander verbinden? Dieser Artikel wird diese Fragen beantworten.
HUE Bulb als Schnittstelle
Benötigt wird ein Homeserver, der dank entsprechender Open Source Schnittstellen sowohl mit Sonos als auch mit Philips Hue kommunizieren kann. Ein günstiger Raspberry (< 50 EUR) genügt völlig. Zudem richten wir eine spezielle HUE Lampe als „Indikatorlampe“ ein. Diese Lampe schlägt eine Brücke zwischen HUE und Sonos. Die Idee ist wie folgt: Soll ein komplexes Szenario aktiviert werden, das Licht- und Musiksteuerung vereint, wird die Indikatorlampe vom HUE Wandschalter auf eine bestimmte Helligkeit gesetzt. Der Server fragt die Indikatorlampe permanent in kurzen Intervallen ab und reagiert auf den gesetzten Helligkeitswert. Brightnesswert (= Helligkeitswert) 10 löst beispielsweise das Szenario 1 aus, während Brightnesswert 12 das Szenario 2 triggert. Durch eine Abstufung von 0 bis 255 lassen sich somit theoretisch 254 verschiedene Szenarien definieren. Wem das nicht reicht kann sogar noch mit Kombinationen aus Helligkeit, Lichtfarbe und Farbintensität arbeiten – somit könnten tausende unterschiedliche Szenarien, die sich jeweils mit einem einzigen Tastendruck auslösen lassen, realisiert werden.
Hat der Server bemerkt, dass die Indikatorlampe ein Szenario fordert, das durch den Wandschalter gesetzt wurde, wird entsprechend der gesetzten Werte das gewünschte Szenario erkannt und über die Schnittstellen zu Sonos und HUE reagiert. Danach wird die Indikatorlampe wieder ausgeschaltet und die Prozedur ist abgeschlossen. Als Indikatorlampe kann auch eine defekte alte HUE Lampe oder eine ausgeliehene HUE Lampe eines Bekannten dienen. Ist das HUE Leuchtmittel einmal an der HUE Bridge angemeldet und einsatzbereit, kann es einfach wieder los geschraubt und entfernt werden. Das HUE System verarbeitet alle nötigen Befehle nämlich auch dann, wenn die Lampe physikalisch gar nicht mehr existiert. Die Indikatorlampe wäre dann also eine „Phantomlampe“ deren Status jedoch weiterhin gesetzt und ausgelesen wird.
HUE-Taster Mehrfachbelegung dank Steuerungsapp
Wem das Zusammenspiel aus Sonos und HUE nicht reicht, der kann natürlich noch weitere Komponenten integrieren. Sobald der Indikator ein Szenario signalisiert, das vom Server verarbeitet wird, sind nahezu alle erdenklichen Aktionen realisierbar. So ist das Ein- und Ausschalten netzwerkfähiger HIFI Komponenten ebenso möglich wie das Verschicken von E-Mails, Aufrufen von URLs und vieles mehr. Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.
Abgerundet wird die Idee durch die äußerst praktische App „iConnectHue“, die eine umfangreiche Belegung des Philips HUE Wandschalters erlaubt. Alle vier Tasten lassen sich frei belegen und es wird zwischen einfachem Druck auf den Taster und dem längeren Drücken unterschieden. Mit der oben beschriebenen Methode konnten wir bereits äußerst komfortable Steuerungen realisieren. So löst beispielsweise ein einziger Tastendruck auf den Wandschalter ein Chillout-Szenario aus, bei dem der Wohnzimmer-Verstärker aktiviert und der Lautstärkepegel langsam angehoben wird, ein zufälliger Chillout-Internetradiosender als Musikquelle der Sonos-Komponente gesetzt wird, Sonos Wiedergabegruppen für die synchrone Wiederhabe im gesamten Haus gebildet werden und sämtliche HUE Lichter für ein passendes Ambiente sorgen.
Denkbar wäre auch, dass der gleiche Taster am Wandschalter tagsüber ein anderes Musikszenario ohne Aktivierung der HUE Lichter auslöst. Dazu müsste der Server lediglich zuvor eine Fallunterscheidung basierend auf der aktuellen Tageszeit durchführen.
HUE meets Raspberry – Sky is the limit
Sie möchten bei bereits aktivierter Musik mit einem einzigen Tastendruck auf dem Wandschalter zu einem anderen Musiksender springen? Kein Problem – auch eine solche Steuerung haben wir bereits umgesetzt. Läuft noch keine Musik, schaltet ein Druck auf die Wandschaltertaste die Musik ein. Läuft dagegen bereits Musik, sorgt ein Druck auf die gleiche Taste dafür, dass zum nächsten Radiosender im Wiedergabepool gewechselt wird. Damit das Ganze benutzerfreundlich ist, sagt eine Stimme vor dem Abspielen noch kurz an, welcher Radiosender nun gewählt wurde. Weitere Tastendrücke auf die immer gleiche Taste bewirken, dass Sie sich in einer Schleife durch den gesamten Radiosenderpool bewegen können. Lassen Sie die Taste gedrückt, wird die Musik ausgeschaltet. Somit können Sie eine umfangreiche Musiksteuerung mit der Belegung einer einzigen Taste auf dem Wandschalter und einer intelligenten Programmierung im Hintergrund realisieren.
Wie Sie sehen, lassen sich mit diesem Hardwareszenario höchst komplexe Steuerungen realisieren, die Licht, Musik und mehr vereinen, auf kostengünstigen, praktischen Wandschaltern basieren und keinerlei zusätzliche Verkabelung benötigen. Eine solche Realisation wäre also auch in Häusern und Wohnungen möglich, deren Elektroinstallation in einer Zeit entstanden ist, in der Steuerungsleitungen und Home Automation höchstens noch Zukunftsmusik war. Ich hoffe, dass Sie dieser Artikel inspiriert hat und Sie das Potenzial von Philips HUE und Sonos nun vielleicht noch besser nutzen können und Ihr Wohnumfeld noch komfortabler wird.
Falls Sie Fragen haben oder Hilfe bei der Umsetzung und individuellen Programmierung benötigen, kontaktieren Sie uns gerne.
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